Toxoplasma gondii und Neospora caninum sind Protozoen (Einzeller), die nach einer Infektion neurologische Symptome auslösen können. Bei der Katze spielt nur Toxoplasma gondii eine Rolle. Beim Hund ist die Erkrankung mit Neospora caninum häufiger, aber Infektionen mit Toxoplasma gondii kommen ebenfalls vor.

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Die klinischen Symptome fallen je nach Alter des Tieres unterschiedlich aus. Welpen und Jungtiere bis 6 Monate zeigen vor allem Myositis (Muskelentzündung) und Polyradikulitis (Entzündung der Nervenwurzeln). Diese äußern sich als Lähmung einer oder mehrerer Gliedmaßen. Die Muskulatur nimmt ab und wird bindegewebig umgebaut. Erwachsene Hunde haben oft Entzündungsherde in Gehirn und Rückenmark mit oder ohne Myositis. Man spricht dann von einer Enzephalomyelitis, bei der zusätzlich Anfallsgeschehen und Hirnstammläsionen mit Kopfnervenausfällen auftreten können.

Welpen infizieren sich über die Plazenta oder über die Muttermilch. Das erwachsene Tier infiziert sich wahrscheinlich über orale Aufnahme von infiziertem Gewebe (rohes Fleisch, Mäuse) oder durch Oozysten aus der Umwelt.

Die Diagnose ist oft nicht einfach. Allgemeine, neurologische Untersuchung und Blutuntersuchungen bestimmen, ob sich die Infektion mehr in der Muskulatur oder mehr im zentralen Nervensystem abspielt. Antikörpertiter im Blut sagen oft nur aus, dass irgendwann ein Kontakt mit Toxoplasma oder Neospora stattgefunden hat, aber nicht unbedingt, dass jetzt eine aktive Infektion vorliegt. (Ähnlich wird ein Antikörpertiter nach einer Impfung gebildet, ohne dass man daran erkrankt war). Nach Kontakt mit Neospora caninum können Hunde über Jahre hinweg einen Antikörpertiter behalten und dabei klinisch gesund sein. Es gibt keine zwangsläufige Korrelation zwischen der Höhe des Titers und der Schwere der Symptome.

Muskulatur und Nerven können weiter mit Elektrodiagnostik untersucht werden. Eine sichere Diagnose kann gestellt werden, wenn in der anschließend durchgeführten Muskelbiopsie die Protozoen unter dem Mikroskop zu sehen sind. Weil die Protozoen aber nicht in jeder Muskelfaser sitzen, kann trotz negativem Ergebnis eine Infektion vorliegen. Eine Enzephalomyelitis wird mit bildgebenden Verfahren wie MRT oder CT und Liquorpunktion näher abgeklärt. Entzündete Bereiche reichern meist Kontrastmittel an. In der Gehirnflüssigkeit sind vermehrt Entzündungszellen vorhanden. Die Kombination von Antikörper-Titern im Blut und in der Gehirnflüssigkeit gibt mehr Informationen als nur die Bestimmung im Blut. Eine neue Methode für einen Infektionsnachweis ist die PCR (Polymerase-Ketten-Reaktion). Auch hier schließt ein negatives Ergebnis eine Infektion nicht aus. Auf der anderen Seite können auch nicht erkrankte Tiere ein positives Ergebnis bei der PCR im Liquor auf Neospora caninum und Toxoplasma gondii aufweisen, wie in einer Studie an der Tierärztlichen Hochschule Hannover gezeigt wurde. Der Grund dafür ist noch nicht bekannt, eine latente Infektion des ZNS mit diesen Erregern wird diskutiert.

Da es keinen einfachen Test gibt, der sicher sagen kann, ob eine Infektion mit Toxoplasma gondii oder Neospora caninum vorliegt, wird Ihr Tierneurologe mit den oben aufgeführten Untersuchungen andere Erkrankungen ausschließen, die Ergebnisse aller Tests abwägen und so zu einer weitgehend sicheren Diagnose einer Toxoplasmose oder Neosporose gelangen. Es lohnt sich, die empfohlenen Untersuchungen durchführen zu lassen, da es prinzipiell eine behandelbare Erkrankung ist. Die Therapie besteht in einer mehrwöchigen Gabe von Trimethoprim-Sulfonamid und / oder Clindamycin, die wegen möglicher Nebenwirkungen tierärztlich überwacht werden muss.